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Ãœber Adoptionen und Indianernamen

Der sehnlichste Wunsch vieler Indianerfreunde ist es, von einem Indianer oder einer indianischen Familie adoptiert zu werden, um endgültig dazu zu gehören. Doch der Weg zu einer Adoption ist in der Regel beschwerlich, es sei denn der oder diejenige findet einen bedürftigen Indianer, der gegen eine nicht geringe finanzielle Vergütung eine Adoptionszeremonie durchführt.Auf diese Art der Adoption werde ich später noch zurückkommen. Bleiben wir erst mal bei der ersten, ich würde sagen moralisch korrekten Variante. Eine Adoption durch Indianer muss man sich verdienen. Man muss die betreffende Person oder Familie in der Regel mehrmals besucht und längere Zeit, nicht nur ein paar Tage, dort verweilt haben. Man muss etwas für die Familie getan haben, sie unterstützt oder sich sonst irgendwie nützlich gemacht haben, um sich diese Ehre erworben zu haben.

Man muss sich respektvoll verhalten, und vor allem großzügig gezeigt haben, denn nichts ist dem Indianer mehr zuwider als Geiz. Traditionelle Indianer sind gastfreundlich und bewirten ihre Gäste mit dem Allerbesten, selbst wenn sie selbst kaum etwas haben. Indianer lieben es Geschenke zu machen und geben zu all möglichen Anlässen oft ihre gesamte Habe weg.

Ein im europäischen Kulturkreis erzogener Mensch, ständig auf Sicherheit bedacht, wird nur selten die Seele eines Indianers verstehen. Zu groß ist die Kluft zwischen der unterschiedlichen Mentalität. Selbst langjährige Indianerfreunde (besonders solche, die sich dafür halten) können diese Art des Denkens nicht nachvollziehen. Wie oft höre ich aus dem Mund von Indianerfreunden den Ausspruch: „Na die sind doch selbst schuld, wenn sie arm sind, wenn die immer alles verschenken und nicht an die Zukunft denken“.

Solche „Indianerfreunde“ meinen, es wäre genug, sich Wissen aus Büchern anzueignen, sich mit Indianerschmuck zu behängen und ein paar Floskel einer Indianersprache zu erlernen und regelmäßig an Schwitzhütten teilzunehmen, um sich das Recht auf eine Adoption oder einen Indianernamen erworben zu haben. Manche, die nach drei Besuchen immer noch nicht adoptiert wurden, oder auch solche, die auf Grund mangelnder Englischkenntnisse nie drüben waren, verpassen sich selbst einen indianischen Namen.

Aber es bedarf mehr, um sich eine solche Ehre zu verdienen. Eine Adoption durch Indianer ist nicht nur eine Ehre für die adoptierte Person, sondern auch eine große Verpflichtung. Viele Adoptionswütige sind sich dieser Verpflichtung nicht bewusst. Es bedeutet nämlich nicht nur, dass ich selbst ein Verwandter dieser indianischen Person oder Familie werde, sondern dass diese Leute nun auch zu meiner Familie gehören, d.h. ich materielle Verantwortung für diese Leute übernehme. Die Schulden dieser Leute, sind nun auch meine Schulden, die Armut in der diese Leute leben, darf mich nun nicht mehr kalt lassen. Es kann sein, dass man mitten in der Nacht per Telefon aus dem Bett geklingelt und um einen „Kredit“ von $ 300 – 500 gebeten. Dass der arme Verwandte aus der Reservation wahrscheinlich nie in der Lage sein wird, den „Kredit“ zurückzuzahlen, versteht sich von selbst.

Ein Mensch mit gutem Einkommen, wird die ersten paar Male wahrscheinlich gutmütig lächelnd eine Überweisung tätigen, bevor er seiner neuen Verwandten überdrüssig wird. Wie aber sieht es bei Studenten und anderen Menschen mit geringem Einkommen aus? Man wird schnell merken, dass man sich unbeliebt macht, wenn die Bitte nach materieller Unterstützung zu häufig abgelehnt wird. Das sollten sich vor allem die ungeduldigen Vertreter der Adoptionswütigen hinter die Ohren schreiben, denn auch damit gehst du eine Verpflichtung ein, die du nicht so einfach umgehen kannst.

Auch in Stammes – und Familienfehden wirst du als adoptierter Verwandter oft unfreiwillig hineingezogen. Gehört man zum Beispiel durch Adoption zu einer bestimmten Familie, deren berühmter Vorfahre vor sagen wir mal 150 Jahren durch einen Vorfahren der anderen Familie getötet wurde, so sieht man es nicht gern, wenn du deine neue Familie „verrätst“ und mit den anderen rumhängst. Überhaupt sind Eifersüchteleien und Animositäten ständig auf der Reservation präsent. „Verkehr nicht mit denen, das sind schlechte Leute“, hab ich auf der Rez mehr als einmal gehört.

Die wenigsten Indianerfreunde wissen, was für eine Verantwortung sie sich mit einer Adoption auf sich nehmen und sehen nur die Vorteile. Vorteile? Welche Vorteile? Dass man nun hierzulande damit angeben kann: Ich bin ein ECHTER Indianer? Ich hab einen Indianernamen. Ich bin etwas Besonderes. Ein hoher Preis, für diese Ehre.

Anders sieht es bei den Menschen aus, die für immer dort leben wollen. Die Armut, Krankheit und Leid, ja alle guten und alle schlechten Dinge mit den Leuten dort teilen wollen. Diese Leute haben sich ihre Adoption nicht durch Geld erkauft, um in Deutschland etwas Besonders zu sein, sondern leben, leiden und kämpfen mit ihren Verwandten um den täglichen Lebensunterhalt. Solchen Menschen ist es egal ob sie Karl, Otto, Inge oder Gisela heißen. Diese Menschen schreiben ihre von Indianern verliehenen Namen nicht ins Internet oder posaunen sie in der Öffentlichkeit herum. Man erfährt sie meist nur dann, wenn man ein paar Wochen bei der Familie lebt.

Respekt, Großzügigkeit, ein hohes Maß an Toleranz und aufrichtige Liebe für diese Menschen sind die Voraussetzungen für eine moralisch korrekte Adoption. Jeder, der sich eine Adoption mit Geld erkauft, ist ein egoistischer, eigennütziger Mensch, der mit der Armut der Indianer Geschäfte macht, um sich hierzulande wichtig zu machen.

Zum Schluss möchte ich noch hinzufügen, dass die Adoption durch eine indianische Person oder Familie nicht unbedingt von allen Stammesmitgliedern als Aufnahme in den Stamm angesehen wird. Manche Indianer sind der Meinung, dass nur eine Person mit einem hohen Quantum an indianischem Blut das Recht hat, sich ein Mitglied des betreffenden Stammes zu nennen.



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