Apr 04
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Die Anfertigung eines Arapaho-Kleides
Die Idee zu diesem Kleid kam mir vor ein paar Jahren, als ich mal das Buch „Dancing Colors“ von C.J. Brafford und Laine Thom ansah. Auf Seite 35 ist dort ein Arapaho Kinderkleid abgebildet. Mir gefielen die Perlen an den „Ärmel“-Fransen. „Nette Idee“ – dachte ich und so schritt ich zur Tat. Da ich allerdings keine indianischen Gegenstände exakt nachbaue, sondern sie im Stil dieser Zeit anfertige, habe ich manches verändert.
Ihr benötigt zuerst einmal 3 größere sämisch gegerbte Hirsch-Lederhäute, evtl. noch eine vierte für die Fransen, je nachdem wie groß die Häute sind. Die Haut für das Oberteil sollte dabei eine etwas rechteckige oder quadratische Form haben, die 2 Häute für den Rock, etwa gleichgroß und trapezförmig sein.
Die Haut für das Oberteil stickt Ihr in der Hälfte, so dass beide Hälften etwa gleich groß sind und markiert den Umbruch mit ein paar Punkten, die Ihr danach mit Hilfe eines Lineals verbindet. Diese Linie markiert die Schulterlinie sowie den späteren Halsausschnitt. Es ist ratsam einen weicheren Bleistift statt Kuli zu verwenden, da man diese Linie später nicht mehr sieht. Die Kuli-Linien bleiben Euch noch lange erhalten! Danach knickt Ihr die Haut nochmals in der Hälfte, diesmal um 90° gedreht und markiert die Mittellinie in der Hälfte. Breitet die Haut im Anschluß auf dem Boden aus und messt ab, wie breit Euer Halsausschnitt sein soll. Bis dahin reichen später Eure Schulterstickstreifen! Nachschneiden also nur begrenzt möglich! Um die Weite für den Halsausschnitt festzustellen, nehmt ihr einfach ein Maßband, und messt Euren Kopfumfang und teilt das Maß durch 2 = Mindestlänge des Halsausschnittes. Danach stickt Ihr die Schulterstreifen komplett. Habt Ihr die fertig, zeichnet Ihr zwei parallele Linien dazu. Diese markieren später die Linie, an der Ihr den Streifen über Brust und Rücken stickt. Ebenso „verbindet“ Ihr die Schulterstreifen an den Ecken, parallel zur Halsausschnittslinie, um dort entlang die „Lätze“ zu sticken.
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Wenn Ihr Streifen oder ähnliches in Lazystitch entlang einer Bleistiftlinie stickt, dann beginnt am Besten in der Motivmitte. Ich habe hier in der Kreuzmitte begonnen. Zum einen trefft Ihr das Motiv besser, ohne das es sich verschiebt oder verzieht beim Sticken, zum anderen ist die Bleistiftlinie nachher nicht mehr zu sehen.
Legt jetzt Eure zwei „Rock“-Häute flach auf den Boden übereinnander und steckt sie mit Nadeln an den Nähten zusammen, so stellt Ihr beim Zuschneiden sicher, dass sie Nahttechnisch später zusammenpassen und Ihr den geringsten Verschnitt habt, aber dennoch Euer Leder am Optimalsten genutzt habt. Dann werden Sie oben und unten gerade geschnitten. Am besten mit Bleistift und Lineal vorzeichnen! Die abfallenden Lederstücke werden für die „Ärmel“-Fransen zurechtgeschnitten. Die Fransen als solches werden immer zu aller letzt geschnitten, das bereitet bei der Verarbeitung die geringsten Probleme!
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Entlang der Stecknadeln wird der Rock zusammengenäht (am Besten mit einem einfachen Heftstich). Die Querstreifen werden abgemessen, mit Bleistift vorgezeichnet und gestickt. Danach werden die Seitenlappen des Rockes in Fransen geschnitten. Als nächstes werden die „Tierbeine“ an den unteren Rock-„Saum“ gesetzt. Sie werden aus Lederresten zugeschnitten und angenäht. Im Anschluß wird die typische Zick-Zack- Kante ausgemessen, aufgezeichnet und gestickt, ebenso die Querstreifen auf den „Tierbeinen“. Manche Cheyenne- und Arapahokleider sind an den „Tierbeinen“ noch üppig mit Blechkonussen verziert.
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Nun wird die Fläche unter der Zick-Zack-Kante mit Erdfarbe eingefärbt. Dazu nehmt Ihr die Erdfarbe. Das ist ein Pigmentpulver ohne eigene Klebekraft. Ein wenig davon wird in ein Behältnis mit Wasser getan. Dann mahlt ihr am Besten mit den Fingern mit dieser Farbe. ABER: Nicht mit dem Farbschlamm aus dem Wassertöpfchen, sondern mit dem wenigen Farbpigment, das Ihr beim hochrühren mitnehmt. Mahlt Ihr mit dem Schlamm, habt Ihr hinterher einen Pigmentüberschuß auf dem Leder, der nach und nach abreibt und Euch die schöne Lederklamotte überall ansaut! Solltet Ihr doch ausversehen beim Färben zu viel Pigment erwischt haben, dann hilft da am Besten was völlig unindianisches. Lasst das Teil trocknen und besprüht es hinterher mit Fixierspray aus dem Zeichenbedarfsladen. Ist zwar historisch nicht ganz korrekt, aber was nutzt historische Korrektheit, wenn alle Klamotten plötzlich bunt sind!
Im Anschluss, wenn alles trocken ist, werden die Fransen am „Saum und an den „Tierbeinen“ eingeknüpft. Zuerst mal werden Schnürchen geschnitten. Dann wird ein Löchlein mit einer Ahle oder einer kleinen, spitzen Schere in den „Saum“ gebohrt und das Lederbändchen durchgefädelt. In dem oberhalb liegenden Bändchenstück macht Ihr ebenfalls ein Löchlein und zieht das unterhalb liegende Bändchen durch. Dadurch sitzen die Fransen fest am „Saum“. So verfahrt Ihr rundherum um den „Saum“ und unten an den „Tierfüßen“.
Danach nehmt Ihr Euch wieder Euer Oberteil und legt den Rock daneben, oder messt die Weite ab, um die Zackenlinie anzuzeichnen. Diese Zackenlinie ist ebenfalls bei dem Kleid aus dem Buch „Dancing Colors“ vorhanden. Viele Arapaho- und Cheyennekleider sind an dieser Stelle lediglich gerade geschnitten und an den Rock angenäht. Die Zackenlinie wird ausgeschnitten und am Rand mit dem „Mäusezähnchen-Stich“ versäubert. Meine Freundin nannte den Stich mal so. Ihr stecht mit der Nadel dazu durch das Leder, fädelt zuerst 3 Perlen auf und stecht dann in geringem Abstand wieder durch das Leder. Geht dann mit der Nadel durch die letzte Perle und fädelt wieder 2 Perlen auf. Stecht dann in geringem Abstand wieder durch das Leder, wieder durch die letzte Perle, fädelt wieder 2 Perlen auf usw.
Dann wird das Oberteil wieder mit Erdfarbe eingefärbt.
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Dann wird der Halsausschnitt aufgeschnitten und mit rotem Wolltuch gefasst. Im Anschluss wird Rock und Oberteil mit Heftstich zusammengenäht.
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Danach wird das Leder für die Fransen an beide „Ärmel“-Seiten mit Heftstich angenäht.
Im Falle des Kleides aus dem Buch hat man noch Hawkbells- kleine Schellen angenäht. Danach werden die beiden Stücke in Fransen geschnitten und Perlen aufgezogen und mit Knoten am Ende befestigt. Ich hab normale Crowbeads verwendet. Die Perlen im Buch sehen aus wie Basket-Beads, eine alte Perle, die seit ungefähr 60 oder 70 Jahren nicht mehr hergestellt wird. Ebenso werden die Lederschnürchen für die Fransen am Rock eingezogen.
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Fertig!!!! Viel Spaß mit dem neuen Kleid!!!
Daneben ein ähnliches Kleid, das ich mal gefertigt habe. Es ist eine Abwandlung des oben beschriebenen Kleides und mit einigen Hundert Kauries besetzt. Es ist ein klassisches südliches Cheyennekleid. Auch dies ist nur ein Beispiel. Schaut Euch unterschiedliche Cheyenne- und Arapahokleider in Büchern oder Museen an und lasst Eure Fantasie bei Mustern und Variationen walten.
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