Feb 11
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Verfahren wegen „Attentat“ auf Indigenen-Anführer fortgesetzt
Das Gerichtsverfahren gegen drei Männer, die des Mordes an dem bekannten Guarani-Anführer Marcos Veron beschuldigt werden, soll am Montag in São Paulo, Brasilien, fortgesetzt werden.
Veron, ein international respektierter Anführer der indigenen Guarani Kaiowá, wurde 2003 von bewaffneten Männern zu Tode geprügelt, nachdem Veron die Wiederbesetzung des angestammten Landes seiner Gemeinde angeführt hatte. Die Männer wurden von einem lokalen Viehzüchter angeheuert.
„Dies hier ist mein Leben, meine Seele. Wenn du mir dieses Land nimmst, nimmst du mir mein Leben,“ hatte Veron über sein Land gesagt.
Verons Tochter, Valdelice Veron, sagte: „Wir wissen, dass das Verfahren unseren Vater und Anführer, Marcos Veron, nicht zurückbringen wird. Aber es wird uns unsere Würde und den Respekt als Menschen wiedergeben, als Menschen mit dem Recht, anders zu leben.“
Die Angeklagten, Estevão Romero, Carlos Roberto dos Santos und Jorge Cristaldo Insabralde, werden unter anderem des Mordes und der Freiheitsberaubung angeklagt. Die drei Männer sind Angestellte der Farm, die das Land von Verons Gemeinde genommen hat.
Brasiliens Staatsanwaltschaft hat den Fall zur Anklage gebracht und hat die Verhandlung als „historisch“ bezeichnet. Es sei das erste Mal, dass die potenziellen Mörder eines Indianers aus dem Bundesstaat Mato Grosso do Sul sich vor einer Jury verantworten müssten.
Das Verfahren hätte bereits im April letzten Jahres beginnen sollen, wurde aber zweimal vertagt. Zunächst mussten sich der Verteidiger und einer der Angeklagten angeblich einer 20-tägigen Psychotherapie unterziehen. Später weigerte sich der Richter, die Guarani-Zeugen in ihrer eigenen Sprache anzuhören.
Ein Großteil des angestammten Landes der Guarani wurde ihnen gestohlen um Platz für Viehzucht, Soja- und Zuckerrohrplantagen zu gewinnen. Im vergangenen Jahr schloss der Konzern Shell einen Joint-Venture Vertrag mit der Biotreibstofffirma Cosan, die ebenfalls Zuckerrohr von ehemaligem Guarani-Land bezieht.
Viele Guarani leben unter erschreckenden Umständen in überfüllten Reservaten. Einige hausen in provisorischen Unterkünften am Rand großer Bundesstraßen. Die Guarani leiden unter hohen Raten von Mangelernährung, Gewalt und Selbstmord, dokumentiert in Survival Internationals Bericht an die Vereinten Nationen.
Wegen Verzögerungen bei der rechtlich vorgeschriebenen Erfassung und dem Schutz ihres Landes, entscheiden sich frustrierte Guarani-Gemeinden wie die Verons manchmal für eine Rückkehr und Besetzung ihres angestammten Landes. Die Anführer dieser Wiederbesetzungen werden systematisch von Auftragsmördern angegriffen, die nur selten Strafverfolgung fürchten müssen.
Survival Internationals Direktor Stephen Corry sagte heute: „Marcos Verons Familie und Gemeinde haben eine schmerzhaft lange Zeit auf den Fortgang des Verfahrens warten müssen. Sie hoffen nun, dass die Mörder Gerechtigkeit erfahren und ihr angestammtes Land erfasst und geschützt wird. Dafür hat Veron schlussendlich sein Leben gelassen, und es hat ihm mehr bedeutet als alles andere.“
Survival unterstützt eine Gruppe von Guarani dabei dem Prozess in São Paulo beizuwohnen.